VISTRA

Die Bildsprache der Diplomarbeit von Manfred Boy aus dem Jahr 1955 entspricht einer Fotografie der Arbeitswelt der DDR. Diese orientierte sich seit den 1950er-Jahren stark an sowjetischen Reportagefotografien und zugleich an den Arbeiterfotografien der Weimarer Republik. Die von Boy gezeigten Arbeiter:innen stehen im Mittelpunkt und sollen Typenporträts bestimmter Tätigkeiten im VISTRA-Werk generieren. Auch er konstruiert im Bildhintergrund ganze Maschinenwelten, die eine Verbindung der Arbeit mit den Produktionsmitteln ziehen sollen. Mit der konsequenten Namensnennung aller Dargestellten und auch der gezeigten Bildsprache der Körpermuster in den Arbeitsabläufen, weicht Boy von den dominierenden Darstellungsformen ab.

Die Bildfragmente von Luca Bublik (unterstützt von Ramona Schacht) greifen die Vorlage hier dankbar auf und weisen zugleich den politisch erwünschten Arbeiterinnenporträts eine veränderte (Geschlechter-)Dynamik zu.

Die Arbeit entstandt im Rahmen der Chemiefaserlandkarte Sachsen-Anhalt der Halle-Initiative für Textil- und Raumproduktion.